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04.06.2012


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Präambel

Zentrum für Neurobiologie des Verhaltens (ZNV)


System Neuroscience - from Neuron to Behaviour

Die Neurowissenschaften sind ein multidisziplinäres Forschungsgebiet, zu dessen explosionsartigem Wachstum in den letzten Jahren eine Vielzahl von Disziplinen, wie z.B. Anatomie, Zellbiologie, Zoologie, Physiologie, Pharmakologie, Kognitive Psychologie, Neurologie und Psychiatrie beigetragen haben. Nachdem die verschiedenen Disziplinen anfänglich relativ unabhängig voneinander gearbeitet haben wird zunehmend klar, dass die wesentlichen zukünftigen Fortschritte auf der Verknüpfung verschiedener Forschungsansätze beruhen werden. Der multidisziplinäre Ansatz ist insbesondere für die system-orientierten Neurowissenschaften wichtig, die ausgehend von einzelnen Neuronen und deren Verbindungen zu funktionellen Netzwerken die biologischen Grundlagen des Verhaltens auf allen Ebenen untersuchen. Diesen Bogen kann eine einzelne Wissenschaftsdisziplin nicht spannen und interdisziplinäre Kooperationen sind essentiell. Voraussetzung dafür sind neuartige Ansätze, die fächerübergreifend und brückenbauend eingesetzt werden können. Bildgebende Verfahren, die Registrierung neuronaler Aktivität während des Verhaltens oder die Verknüpfung neuroanatomischer und neurophysiologischer Studien sind dafür gute Beispiele. Als Katalysator für eine Weiterentwicklung der systemischen Neurobiologie sieht sich das Göttinger Zentrum für Neurobiologie des Verhaltens (ZNV). Die hier beteiligten Forscher aus der Universität, den Max-Planck-Instituten und dem Deutschen Primatenzentrum einigt ein gemeinsames Interesse an dem Verständnis der neuronalen Grundlagen menschlichen und tierischen Verhaltens.

Definiert man Verhalten als die beobachtbare und messbare Reaktion eines lebenden Organismus, stellt sich die Frage nach den auslösenden Bedingungen. Verhalten lässt sich danach nur aufklären, wenn zunächst eine exakte Analyse von Anforderungen an das antwortende System vorangeht. Die experimentelle kognitive Psychologie stellt hierfür Paradigmen und Methoden ebenso zur Verfügung wie die Genetik, um zwei auf sehr unterschiedlichen Ebenen operierende Wissenschaften zu nennen, welche die Spannweite der Neurobiologie des Verhaltens eindrucksvoll demonstrieren.

Zur mentalen Initiierung, Planung und Durchführung von Verhalten stehen dem Organismus instinktive, automatische und kognitive Funktionen zur Verfügung. Dazu zählen Wahrnehmung, Lernen, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistungen, sowie motorische Programme. Diese Funktionen haben ihre neurobiologischen Entsprechungen im Nervensystem bzw. setzen sich aus Einzelleistungen zusammen, die in unterschiedlichen Gehirnarealen lokalisiert sind. Das Studium der hier ablaufenden Prozesse kann beispielsweise mit Hilfe elektrophysiologischer Methoden und bildgebender Verfahren mit immer höherer zeitlicher und räumlicher Auflösung betrieben werden. Die heutigen Methoden der Hirnforschung machen es ebenso möglich, die Orte der Informationsverarbeitung zu lokalisieren, wie auch das gesamte Ensemble beteiligter Hirnareale in ihrer (patho-)physiologischen Aktivität zu erfassen. Dadurch wird eine Brücke geschlagen zwischen experimentell definierten Anforderungen an den Organismus, der darauf folgenden Informationsverarbeitung sowie dem ausgelösten Verhalten. Schließlich sind in die Betrachtungen des Verhaltens auch neurobiologische Mechanismen einzubeziehen, die z.B. unter genetischen, biochemischen, oder zellbiologischen Gesichtspunkten analysiert und verstanden werden. Sie beschreiben die elementaren Grundlagen des Verhaltens und liefern Komponenten, aus denen auf höherer Ebene komplexe Funktionen entstehen. Die wissenschaftlichen Ziele neurobiologischer Forschungsprogramme zur Untersuchung des Verhaltens erfordern dazu eine vielseitige Ausrichtung und ein systemisches Vorgehen. Beschreibungsebene und anzuwendende Methoden ergeben sich aus der jeweiligen Fragestellung. Hierzu ist es notwendig, die Kräfte und Kenntnisse der auf verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlicher Methodik arbeitenden Forschergruppen zu bündeln und fachübergreifend nutzbar zu machen. Göttingen bietet mit seiner Vielzahl von Arbeitsgruppen hierfür die besten Voraussetzungen.

Zur Untersuchung des Verhaltens und der zugrunde liegenden Funktionen bzw. Mechanismen stehen schon heute für jede einzelne Untersuchungsebene präzise Forschungsparadigmen und Methodiken zur Verfügung. Sie auch auf anderen Ebenen einzusetzen und weiterzuentwickeln, wird eine der Aufgaben für das ZNV sein. Das Spektrum des Zentrums deckt den Bereich von der Zelle bis zum Organismus ab. Damit knüpft das ZNV an molekular ausgerichteten Forschungsrichtungen in Göttingen an. In der Lehre wird das ZNV den bestehenden internationalen Studiengang um den Schwerpunkt "Behavioural and Systems Neuroscience" erweitern. Mit diesem Ziel wird das ZNV einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der neuronalen Grundlagen des Verhaltens leisten.